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12. Entwicklungsstufe: Autonomiephase und Kitastart

Autonomiephase Kitastart

Es ist soweit – das Kind kommt in die Kita.
Aus dem kleinen Baby ist ein Kleinkind geworden und es beginnt eine völlig neue Lebensphase für das Kind und auch für die Eltern. Da gibt es allerlei gemischte Gefühle bei den Eltern, viele Fragen und vielleicht auch Ängste und wie bei allen neuen „Lebensprojekten“ hilft es:

1. Sich gut zu informieren
Welches Eingewöhnungskonzept die Krippe verfolgt und wie es genau abläuft? Wieviel Zeit wird eingeplant? –im Zweifel lieber mehr…! Welche Empfehlungen gibt es seitens der Krippe etc.

2. Sich und sein Kind gut vor zu bereiten

  • sich Zeit nehmen (mindesten 4 Wochen)
  • eine und immer die gleiche Bezugsperson ist für die Eingewöhnung verantwortlich
  • möglichst nicht zu viele Veränderungen wie Umzug oder Urlaub noch gleichzeitig planen
  •  optimaler Weise kennt und liebt das Kind bereits ein Kuscheltier, es hat sozusagen schon eine „kleine Heimat“, welche es in die Kita begleitet. Wenn nicht – wird es höchste Zeit ein Übergangsobjekt anzugewöhnen s.u.
  • Mini-Trennungen und Verabschiedungsroutinen im Vorfeld üben s.u.
  • Stress ist kontraproduktiv (früher aufstehen, mehr Zeit einplanen, Ruhe und gute Laune verbreiten)
  • auf gute Befindlichkeit achten! D.h. ausgeschlafen und satt sollte ein/e Kitaanfänger:in sein
  • mit einfachen Worten, immer wieder darüber reden, positiv besetzen und ankündigen „Prima, wir gehen wieder zu den Kindern spielen“
  • Verabschiedung in der Kita immer kurz, bestimmt, optimistisch mit Lächeln und Geste. Danach auch prompt gehen und nicht noch auf die Reaktion warten, zögern und Situation erschweren.
  • Beim Abholen immer auch zügig gehen, damit Verknüpfung gelingt (Papa/Mama kommt heißt: wir gehen wieder)

3. Inneren Frieden schließen mit der Entscheidung, damit sich die eigenen Ambivalenzen nicht auf das Kind übertragen und dem Kind den Kitastart erschweren.

4. Optimistisches, ruhiges und sicheres Auftreten. Die Eltern sind unzweifelhaft die „Großen“, sie stehen in der Verantwortung ihr Kind zu befähigen, dieses von den Eltern gewählte Leben auch gut meistern zu können. Daher ist es klug sein Kind auf diese Lebensveränderung gut vorzubereiten.

Trennung – Erziehungshaltung – Kleine Heimat: Übergangsobjekt – Trostkultur[DD1] 

Trennungen also zu Beginn „Mini-Trennungen“ kann man üben, so muss beispielsweise der Toilettengang nicht immer mit kindlicher Begleitung stattfinden. Der Gang in einen anderen Raum, zum Briefkasten, in den Keller etc. (es hängt natürlich von den Gegebenheiten ab), das sind je nach Situation auch Mini-Trennungen. Das beginnt im Sekunden- bis Minutenbereich und dabei handelt es sich um Selbstverständlichkeiten im häuslichen Umfeld, welche zwar angekündigt werden, aber keine Verabschiedung erfordern. Klugerweise sorgt man für eine Spielidee und man kann ja in Hörweite auch gut verbal rückversichern, damit das Kind gar kein großes Trennungsgefühl erlebt. („ich hör dich schon, muss nur noch kurz was holen“). Häufig wiederholt gewöhnt sich das Kind daran nicht dauernd im Aufmerksamkeitsfokus zu stehen und Dauerbespaßung zu erwarten. Die Mischung machts! Es gibt verschiedene Zustände. Es gibt Phasen mit (wirklich!) ungeteilter Aufmerksamkeit, mit geteilter Aufmerksamkeit und dann gibt es Phasen in denen Elternteil und Kind nebeneinanderher ihren eigenen Dingen nachgehen.

Ist der Partner zu Hause können auch etwas längere „Minitrennungen“ zelebriert bzw. geübt werden. („ich geh jetzt duschen/baden, du spielst mit Papa/Mama).
Die nächste Stufe der Minitrennungen schließt andere Bezugspersonen mit ein und es wird sich kurz aber ordentlich (mit Lächeln, guter Laune und Gestik verabschiedet. („Ich geh zum Bäcker, hol dir ne Breze und du spielst mit Oma –winke winke“).
Das heimliche Wegschleichen ist tabu und es sollten lieber Tränchen in Kauf genommen werden, welche Oma/Tante/Freundin im Handumdrehen „trocknet“, als dass sich ein Betrugsgefühl beim Kind aufbaut. Dieses diffuse schlechte Gefühl („Mama kann jederzeit verschwinden“) bewirkt beim Kind eine „Aufpasserhaltung“ („ach hätte ich nur besser aufgepasst, dass meine Mama mir nicht abhanden kommt!“). Diese verinnerlichte Haltung wird äußerlich durch Klammern sichtbar und das Sich einlassen auf fremde Bezugspersonen/fremde Situationen fällt diesem Kind deutlich schwerer, als einem Kind, das zahlreiche verlässliche, kontingente Erfahrungen mit dem Thema Trennung gemacht hat.

Das gilt übrigens alles auch für den Schlaf und die Nacht, denn auch der Schlaf ist eine Trennung. Wird das Kind immer aktiv in den Schlaf begleitet, wird es beim nächtlichen Erwachen die elterliche Zuwendung vermissen, in seiner Aufpasserhaltung bestärkt und schreiend den elterlichen Weiterschlafservice einfordern.

Also ist es eine Familienaufgabe mit gutem Vorbild Trennungen vorzuleben und dem Kind viele, viele gute Erfahrungen mit (Mini-) Trennungen zu ermöglichen.

Wer eine Fremdbetreuung in der Kita plant und wer möchte, dass sein Kind eine Idee entwickelt, was es selber zu seiner Befindlichkeit beitragen könnte, der sollte seinem Kind ein Übergangsobjekt/Kuscheltier vertraut machen. Damit kann sich das Kind selber Wohlbehagen verschaffen und sich regulieren, auch wenn die Eltern gerade nicht zur Verfügung stehen. (Kita oder auch nachts). Da dies Wochen und Monate dauern kann, bis so ein Stofftier mit Bedeutung aufgeladen ist, ist es gut damit früh zu beginnen in allen Entspannungs-, Beruhigungs- und Tröstesituationen am Tage (siehe Artikel 8 – Kuscheltier).

Welche „Trostkultur“ in einer Familie stattfindet, darüber entscheiden die Eltern. Eltern trösten von Anfang an das ist klar, aber manchmal ist es schwer sein Kind mit dem Trost zu erreichen und genau an der Stelle ist es wichtig sich darum zu bemühen, dabei zu bleiben und es gemeinsam zu schaffen. Gemeinsam die schwierige Situation aushalten – sich gemeinsam wieder besser fühlen – getröstet sein.
Nur wer damit viele gute Erfahrungen gemacht hat „ah ja – so geht Trost“, der wird sich künftig auch trösten lassen (zB auch von Anderen) und der kann später selber gut trösten erstmal sich selbst und dann andere!

Im Übrigen ist es mit den Gefühlen gar nicht so leicht. Nicht jede Träne bedeutet sofort Schmerz, Kummer oder Verzweiflung, es kann genauso Protest, Wut und Zorn dahinter stecken. Nachdem die Kleinen das allerdings erst von den Großen lernen müssen, ist es wichtig wie wir damit umgehen. (siehe Artikel 11).


Bei der Kitaeingewöhnung ist es nicht das Ziel, um jeden Preis die Tränen des Kindes zu vermeiden, (obwohl es uns Eltern die Eingewöhnung erleichtern würde), aber es geht ja um das Kind, welches vielleicht gar nicht getröstet werden will, denn wer protestiert hat ja ein anderes Anliegen, der will nicht getröstet werden, sondern die Situation ändern. Natürlich dürfen Kinder auch gegen Trennungen und andere „Widrigkeiten“ protestieren, sie dürfen schreien und weinen und damit sagen, dass sie nicht einverstanden sind mit den Entscheidungen der Großen. Das dürfen Sie zum Ausdruck bringen und optimaler Weise gelingt es, dem Kind im Guten zu vermitteln, dass trotzdem alles in Ordnung ist und es sich an die neue Lebenssituation gewöhnen kann.

Bei einer behutsamen Eingewöhnung in kleinen Schritten, dem „inneren Beziehungs- und Trostwissen“ des Kindes und mit einer einfühlsamen Bezugserzieherin wird es gelingen, dass diese als „sichere Basis“ verstanden wird und sich das Kind auf die Abenteuer der Kita einlassen kann und die Eltern erkennen, dass sie gemeinsam eine große Entwicklungsaufgabe gemeistert haben.

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