Skip to content

8. Entwicklungsstufe: 8-12 Monate  –  Kuscheltier find ich gut und Einschlafen kann ich selber!

Kuscheln im Bettchen: Kleinkinder

Wenn das Baby nun in den ersten Monaten erfahren hat, dass Einschlafen leicht geht, es sich an eine Einschlafroutine gewöhnt hat und auch das nächtliche Aufwachen mit mehr oder weniger Hilfe bewältigt, ohne trinken oder elterlichen Umhertrageservice, dann fehlt nicht mehr viel, dann ist das Durchschlafen nicht mehr weit.

Was passiert in der Entwicklung?

Der große 2. Reifungsschub mit neun Monaten bringt dem Kind die Erkenntnis, dass es sich getrennt von seiner Mama als eigenständiges Wesen erlebt. In Verbindung mit der motorischen Weiterentwicklung, also größerer Reichweite beim Krabbeln, erlebt es sich als zunehmend selbstständiger, es entwickelt eigene Ideen und entdeckt seinen Willen. Die Natur hat diesem Entdeckerdrang natürliche Grenzen gesetzt, nämlich das Fremdeln und die Trennungsangst. Wie eine unsichtbare Nabelschnur sorgt diese Fremdangst dafür, dass unsere Kinder nicht verloren gehen in der Welt. Das Kind erkennt: nicht nur es selbst kann wegkrabbeln, sondern Mama auch. Um die Mama auf den Plan zu holen, gibt es ein altbewährtes Mittel: das Kind schreit, Mama hört es, kommt und schaut nach dem Rechten. Und das ist auch gut so. Diese Sicherheit schafft Geborgenheit!
Optimaler Weise ist das Kind sicher gebunden, es nutzt das Wohlgefühl bei den Eltern als sichere Basis und gerade wenn sich ein Kind sehr sicher sein kann, dass die Bezugsperson, wenn es schwierig wird, immer erreichbar ist und hilft, dann kann es sich unbesorgt auf die Socken machen und die Welt und sich selber darin entdecken.

Es erlebt sich selbst wirksam in dem was es tut aber auch darin seine Eltern mit Erfolg zu steuern.

Das heranwachsende Baby und seine Eltern – wer hat welchen Job?

Plötzlich sehen sich die jungen Eltern einem Baby gegenüber, welches nicht mehr im Bett liegt und meckert, sondern einem Kind was am Bett steht und aus Leibeskräften schreit. Alarmiert nehmen sie das Kind auf den Arm und das Kind bekommt auf die Frage: „Wie geht es jetzt weiter?“ die Antwort: „Keine Ahnung – ich nehme dich erst mal hoch“ als „Beruhigungsmaßnahme“ würde die Mama sagen – als „Belohnung“ würde ich sagen. Dem Kind ist es egal, Hauptsache es kümmert sich jemand um diese unklare Situation. Kümmern heißt in diesem Fall ziemlich lange beruhigen und noch länger umhertragen, auf jeden Fall erfüllen die Eltern die Aufgabe des Beruhigens und übernehmen den Einschlafjob. Das ist für das Kind erstmal sehr bequem, denn der Schlaf kommt ohne sein Zutun, zumindest bis zum nächsten Schlafphasenwechsel. Dann kann es aber durch Schreien und Aufstehen erneut die gleichen elterlichen Maßnahmen in Gang setzen.

Wie kommt man da wieder raus?

Jetzt ist „was Neues lernen“ dran – nämlich: „Hinlegen, Schnuller, Kuschel suchen und weiterschlafen“. Günstig wäre es, wenn das Kind neben den Eltern schläft und ganz schnell die richtige Botschaft bekommt.
Bereits ausquartierte Kinder, welche sich beim nächtlichen Erwachen alleine im Kinderzimmer wiederfinden, haben 1. das Problem mit der Trennungsangst und 2. dauert es bis ein Elternteil angeschlappt kommt, das Kind ist dann bereits glockenwach und der Schlaf in weite Ferne gerückt.

So ist die bessere Strategie möglichst schnell mit „Weiterschlafsprache“ (sch sch sch, alles gut, leg dich hin…) zu reagieren, auf Matratzenhöhe abzutauchen, mit der Hand auf die Matratze klopfen und dem Kind beibringen, dass jetzt Hinlegen, sich helfen und Weiterschlafen angesagt ist. Es wird gemeinsam der Schnuller oder das Kuscheltier gesucht und beim Weiterschlafen nur mäßig unterstützt. So viel wie nötig und so wenig wie möglich

Kindliche Eigenregulation

An der Stelle wäre es gut zu reflektieren, was kann mein Baby eigentlich schon selber und was muss ich als Elternteil für mein Kind übernehmen. Denn ein Kind kann nur selbstregulative Fähigkeiten entwickeln, erproben und einüben, wenn die Eltern dafür Raum und Möglichkeiten schaffen.

Das beste Beispiel ist der Schnuller. Wenn Eltern ihrem Kind den Schnuller immer in den Mund stecken, dann lernt es nicht ihn selber zu suchen, zu greifen, den Mund zu treffen, kurz: ihn selber zu nutzen. Das können die Eltern so jahrelang beibehalten, vor allem in der Nacht, wenn das „Schnullerstecken“ zum gewohnten „Weiterschlafservice“ geworden ist.

Eltern sollten Eigenregulation fördern – Schnuller

Dazu wäre mein Rat: ab dem 6. Monat gehört der Schnuller in die Hand, nicht in den Mund, mehrere Schnuller im Bett erhöhen die Wahrscheinlichkeit für das Kind einen Schnuller zu finden. Die Eltern sollten dem Kind beim Schnuller suchen helfen und nicht das Problem des Schnullersuchens für das Kind lösen.
Diese Botschaft gilt für das ganze Leben: Eltern sind nicht dazu da die Probleme der Kinder zu lösen, sondern sie in die Lage zu versetzen, dass sie im Laufe der Zeit ihre Probleme selber lösen können.

Für das Problem des nächtlichen Erwachens bedeutet das: die schnelle Lösung (Schnullerstecken) blockiert die kindliche Eigenregulation und es lernt nichts außer: je lauter ich schreie, desto schneller kommt der Schnuller in meinen Mund.

Merke: Elternhilfe blockiert Eigenhilfe

Kuscheltier – wozu braucht man es?

Außer dem selbstständigen Schnullerhandling empfehle ich das Einführen eines sogenanntes „Übergangsobjekts“. Ein Kuscheltier nicht zu groß und nicht zu klein, keine Geräusche sollte es machen, es sollte ein Markenteil sein, welches man wieder bekommt. Überlegen Sie es sich gut, denn es soll ja lange halten.

Nicht um die Eltern mit einem Stofftier zu ersetzen, sondern um das Kind in die Eigenregulation zu führen. Diese Eigenhilfe ist nachts so wichtig, denn wer beim nächtlichen Erwachen sich selber helfen kann, braucht seine Eltern nicht als Erfüllungsgehilfen lauthals wecken.

Problem: Kein Kind was erfolgreich den Eltern den Weiterschlafjob überlässt hat ein Interesse an so einem passiven Stoffobjekt.

Kuscheltier – wie mache ich es meinem Kind vertraut?

Erst mal in einfachen Situationen, außerhalb des Bettes am Tage. Am besten gibt es Kind und Kuschel im Doppelpack. Es ist immer dabei, damit es in Tröste-, Beruhigungs- und Entspannungssituationen zum Einsatz kommen kann. Bei einem „kleinen Aua“ kommt natürlich Mama, nimmt das Kind hoch, pustet und macht „heile heile Segen“ und natürlich kommt das Wohlgefühl von der Mama, aber die Kuschel ist immer dabei und im Laufe der Zeit kann das gute Gefühl mit dem Kuscheltier verknüpft werden. Es ist beim Stillen oder beim Flaschetrinken dabei, bei Autofahrten oder beim Bilderbuch anschauen. Es braucht einen Namen und das Kind erlebt, dass die Eltern ihm eine hohe Wertigkeit zu schreiben. Natürlich ist es auch beim Beruhigen und beim Schlafen dabei, aber anfangs, wird es noch oft den Eltern um die Ohren fliegen, denn es braucht Zeit für so eine Beziehung für so einem Schlaffreund. Denn wenn wir ehrlich sind ist ein passives Stoffobjekt, aus dem keine Milch und auch keine Beruhigung rauskommt, erstmal zum Beruhigen für das Kind unbrauchbar. Es wird immer die interaktive Elternhilfe bevorzugen. Denn schließlich weiß Mama sogar besser als das Kind selber, wie es sich beruhigen kann.

Neue Abhängigkeit oder Geschenk?
Ist ein Kuscheltier sicher etabliert, besorgen sie noch ein zweites oder sogar drittes. Eins wohnt in der Kita, eins ist „in Betrieb“ und das andere beim Waschen. Und je größer die Kinder werden, desto mehr wohnt das Kuscheltier im Bett. Es heißt ja „Übergangsobjekt“ in der Psychologie, es hilft beim Übergang von der Elternhilfe zur Selbsthilfe und wenn ich was selber gut kann, dann brauch ich das Tool dazu gar nicht mehr so dringend.
Eins ist klar, ein Kind das mit Kuscheltier ruhig wird hat eins gelernt: Selbstberuhigung!

Das ist ein großes Geschenk an das Kind! Wenn die Eltern nicht immer sofort den einfachsten Weg gehen, sondern ihr Kind etwas Neues lehren, dann eröffnen sie ihm damit einen neuen Weg – nämlich die Möglichkeit sich selber zu helfen.
Es kostet Mühe, Geduld und die Größe sich selbst etwas zurück zunehmen für ein höheres Ziel, denn es geht nicht nur um die Nacht, in der die Eltern schlafen wollen, sondern auch um den Tag, der viele Herausforderungen bietet. ZB die Kitaeingewöhnung, oder die Tatsache, dass ein Geschwisterchen plötzlich in Mamas Armen auftaucht. Es geht um die ganz normalen Krisen des Alltags, die sich leichter meistern lassen, wenn ein Handlungsschema besteht. Dafür sind Sie als Eltern zuständig, sie entscheiden was in der Welt ihres Kindes normal ist und wie das Leben gelebt wird.

Ähnliche Themen