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9. Entwicklungsstufe: Kleinkinder Hausbesuchsvideo – Teil 2

Hausbesuch: Kleinkinder Entwicklungsstufe

Bei meinem Hausbesuch bei dem drei jährigen Einar und der 4 monatigen Fjella, gab es zwei verschiedene Themen zu besprechen. Einerseits das Thema Geschwisterrivalität und andererseits das zeitlos aktuelle Thema Essen, bzw. selektives Essverhalten von Einar.
Seit der Geburt der Schwester Fjella, gibt es immer wieder Eifersuchtsattacken und kleine Übergriffe von Einar und die Eltern fragen sich, wie sie am besten damit umgehen können.
Einar wurde zum großen Bruder und das bringt natürlich zahlreiche Veränderungen mit sich. Zuerst einmal muss er von seinem Einzelkind-Aufmerksamkeits-Zeitkontingent einen Großteil der Zeit an Fjella abgeben und daran muss er sich natürlich erst gewöhnen. Günstig wäre es, wenn er es weniger als Verlust, als mehr einen Zugewinn von Papas Zeit wahrnehmen würde und beide ihre Männer-aktionen genießen und lieben.
Einar geht ja auch bis nachmittags in die Kita und ich würde es so einrichten, dass er dann zu Hause auch wirklich im Vordergrund steht. Wichtig für die kindliche Zufriedenheit ist die Wahrnehmung von Einar. Er sollte viel mit einbezogen werden zu Erwachsenentätigkeiten zB Essen herrichten und wenn Fjella dabei im Tragetuch schläft, umso besser. Das hat ihn gar nicht zu kümmern, denn er ist im Fokus, er ist ganz wichtig, er wird gebraucht und das schlafende Baby tritt in den Hintergrund.
Klug ist es zB auch beim Stillen von Fjella, Einar das Gefühl zu geben, dass er davon nicht ausgeschlossen wird, im Gegenteil es lohnt sich für ihn, wenn er ruhig dabei ist. Es ist weniger eine Zweisamkeit von Mama und Fjella, sondern mehr eine gute Möglichkeit für Einar mit Mama mal wieder Bilderbuch zu lesen, oder Memory zu spielen oder gemeinsam ein Puzzle zu legen. Entscheidend ist welches Gefühl bei Einar ankommt und die Bemerkung beim Stillen: „Fjella, jetzt gib mal Ruhe, jetzt ist der Einar dran“ wird Wunder bewirken.
Die Eltern zeigen Einar immer wieder seinen Platz in ihren Herzen und geben ihm die Sicherheit, dass nichts auf der Welt ihm diesen Platz streitig machen kann.

Klar, das „Geschwister werden“ ist ein langer Gewöhnungsprozess und bis man endlich mit der kleinen Schwester was anfangen kann, das dauert ja noch ewig. Bis dahin sollten die Eltern ihrem Sohn die Möglichkeiten der „3-Jährigen Welt“ zeigen und ihn dafür begeistern, sodass bei Einar Frieden einkehrt und die Einsicht, dass es sich wirklich lohnt 3 Jahre alt zu sein.

Desweiteren ging es bei dem Hausbesuch noch um Einars Essverhalten


Frage:

Bei dem Hausbesuch klagte Inessa über das selektive Essverhalten von Einar. Er hat bestimmte Vorlieben und solange diese gekocht werden, gibt es wenig Probleme. Aber ist es richtig diese Essenswünsche immer zu bedienen und grundsätzlich Kinder- und Erwachsenenessen zu kochen?

Wo liegt das Problem?

Natürlich hat jeder Mensch besondere Vorlieben und das darf auch so sein, aber ein heranwachsendes Kind sollte die Möglichkeit bekommen die Welt, von der das Kind ja noch nichts weiß, auch kennen zu lernen  

Antwort:

Deshalb empfehle ich nicht extra zu kochen, sondern das normale, gesunde, vielfältige Erwachsenenessen auch dem Kind anzubieten. Irgendwas sollte immer dabei sein, was auch für das Kind „essbar“ ist. Und bitte nicht grundsätzlich alles mischen, nur damit die Gesundheit ins Kind kommt, denn dadurch wird das Erwachsenenessen noch schneller boykottiert.


Mein Rat:

Deshalb wäre mein Rat, sich selber gesund und vielseitig zu ernähren und vor allem als gutes Vorbild zu dienen. Mahlzeiten haben einen hohen Stellenwert und werden gemeinsam vorbereitet und zelebriert und genossen. Jeder hat seinen Teller und es gibt das, was gekocht wurde. Nicht so Beliebtes, gibt es als kleinen Probierkleks an den Rand, ohne Verpflichtung. Schließlich kann man jeden Tag schlauer werden und eines Tages auch mal probieren. Abwertende Bemerkungen werden nicht toleriert, schließlich handelt es sich um viele wichtige Werte, die hinter einer Mahlzeit stecken.
Ist das komplette Essen, für das Kind nicht essbar weil es zB vermischt wurde und für das Kind problematisch erscheint, dann gibt es eine unlukrative Alternative zB Butterbrot.

Als Eltern hat man es in der Hand was eingekauft wird und was nicht. Ich würde bewußt und gesund einkaufen.

Wie geht es mit Süßem?
Natürlich wollen wir unseren Kindern beibringen, dass zu viel Zucker ungesund ist. Das ist klar.
Aber wenn man an die ganz Kleinen denkt, welche „voll auf Muttermilch stehen“ sollte man sich klar machen, dass Muttermilch sehr süß ist. Für alle die das nicht wissen: wenn Muttermilch auf den Boden tropft, klebt es an der Stelle. Ich weiß nicht was sich Mutter Natur dabei gedacht hat, aber eines ist klar: Menschenkinder lieben süß. Und wenn das fast vollgestillte Kind die Wahl hat, wird oft die süße Variante der Beikost bevorzugt. Natürlich kann und soll man sich an alle Geschmäcker gewöhnen und ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass man maßvoll mit Süßem umgehen sollte, aber keine überbordende Philosophie daraus machen…  

Auch beim größeren Kind kommt oft die Frage: Wie sollte man das mit dem „Süßkram“ halten?

Eines ist klar man kann dieses Problem nicht mit „Nichtkaufen“ lösen. Denn die Eltern und das Kind müssen einen Umgang damit finden und lernen. Wird Süßes tabuisiert und verboten steigert sich der Reiz ins Unermessliche und auf dem nächsten Kindergeburtstag (ohne Mama) wird richtig zugelangt, oft über den Füllungsgrad des Magens hinaus.
Also liebe Eltern findet einen für Euch gangbaren, normalen Weg ohne extreme Verknappung und Belohnungssystem.
Mein Rat: es gibt nicht regelmäßig, sondern ab und zu Süßes, weder Riesenmengen noch Miniportiönchen, angemessen halt, aber nicht wegen irgendwelcher Leistungen (oder gar zur Belohnung wegen Aufessens…), sondern weil es normal und lecker ist auch mal was Süßes zu essen.
Diesen Umgang müssen wir als Eltern vorleben. Mal gibt es einen Nachtisch, mal nicht, aber es sollte nicht zur Belohnung eingesetzt werden.

Wo wollen wir denn hin?

Das unser Kind mit Lust und Freude isst und Essen genießt.

Dass es zum Essen weder Spielen noch Ablenkung braucht.

Das es aufhört zu essen, wenn es satt ist.

Dass es gesundes Essen mag und seinen Hunger nicht durch Erbettelung von Süßkram oder großen Trinkmengen oder nächtlichen Milcheskapaden stillt.
Sich neugierig auf Neues einlässt und sich nicht selber abschneidet von den Genüssen dieser Welt, indem es verhaftet bleibt, bei seiner selektiven Auswahl

Dass unser Kind einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln lernt.

Eltern:

Heute mehr denn je haben Eltern zum Thema Essen ihrer Kinder meist genaue Vorstellungen.
Gesund soll es sein, ausgewogen, frei von Schadstoffen, auf jeden Fall mit vielen Vitaminen, Ballaststoffe nicht zu vergessen, wenig Fett und auf keinen Fall sollte es Zucker enthalten.

So der Plan der Eltern. Klingt ja auch vernünftig.

Die Welt des Essens ist groß und bunt:
Aber zuerst ist es wichtig, seinem Kind die Welt des Essens zu zeigen. Es gibt nicht nur Milch und das Essen ist nicht immer weiß und flüssig, sondern es hat verschiedene Konsistenzen, Geschmäcker, Farben und Formen, an die sich die Kinder schrittweise gewöhnen können und vor allem die sie auch lieben lernen. Sie werden Vorlieben entwickeln und auch Abneigungen, dabei spielen viele Aspekte eine Rolle.

Was ist das Wichtigste?

Aber die wichtigste Botschaft ist, dass sich Essen gut anfühlt und die Antwort auf Lust und Hunger ist. Aber das muss jeder Mensch für sich selber herausfinden. Es ist wesentlich diesen Zusammenhang zu begreifen und auch die Tatsache, dass kein Mensch (auch keine Mutter) für einen anderen hungrig oder satt sein kann und auch Lust und Appetit zu haben, muss jeder für sich selber entdecken.

Problem:

Wenn jetzt die Eltern bestimmte Mengen im Kopf haben, welche das Kind essen soll, das Kind aber vielleicht gar keinen Hunger, Lust oder Appetit verspürt, gibt es verschiedene Reaktionen darauf.

Entweder es ist für die Eltern in Ordnung und das Thema ist erledigt, oder die Eltern versuchen das Kind zu überreden noch etwas zu essen. So erfährt das Kind plötzlich besondere Aufmerksamkeit, die sich immer weiter steigern lässt, durch hartnäckiges Nichtessen.
Also nochmal im Klartext: wenn Nichtessen mehr Aufmerksamkeit beschert als Essen, wird die Nahrungsverweigerung zum kindlichen Instrument, um die elterliche Aufmerksamkeit zu steuern.

Interessanter Weise neigen Eltern dazu auf Grund ihrer eigenen „Esserfahrungen“ aus der Herkunftsfamilie, ganz gleich ob sie gut oder schlecht waren, ihren Kindern ihre eigene Welt des Essens als normal zu verkaufen. D.h. wer selber als Kind zum Essen überredet, abgelenkt oder dazu gedrängt wurde, neigt dazu dies als Normalität zu betrachten und diese auch seinem Kind zu zu muten. Liebe Eltern lasst bitte locker, ihr könnt daraus aussteigen und neue Wege gehen.

Jede Familie entscheidet selber über ihre Essenskultur, gemeinsame Mahlzeiten haben einen hohen Stellenwert, sie sollten keine Plattform bieten für Eltern-Kind-Machtkämpfe.

Wenn Nichtessen ein kindliches Instrument wird, um elterliche Aufmerksamkeit zu erreichen, fühlt sich das mit Aufmerksamkeit beschenkte Kind („jetzt iss doch“) zwar besser, aber es läuft was falsch: es wird zum Nichtessen erzogen.

Wenn elterliche Kontrolle ein Instrument wird, um gesundes oder eine bestimmte Menge Essen ins Kind zu bekommen, fühlen die Eltern sich zwar besser – aber es läuft ebenfalls was falsch, denn es geht ja darum, dass das essende Kind sich besser fühlt und eine positive Verknüpfung zwischen Hunger –  Essen und Sattsein erlebt. Ein solcher Machtkampf von Kontrolle oder Erpressung erreicht das Gegenteil.

Oft gelingt es den Eltern nur mit Erpressung. Wenn du dies und jenes auf ißt, dann gibt es Nachtisch, sonst nicht. Ist es sinnvoll ein Belohnungssystem für etwas einzusetzen, was selbst Belohnung sein sollte.

Ist es sinnvoll von klein auf ein Konzept zu vermitteln: wenn du was ungeliebtes isst/tust – gibt es eine süße Belohnung. Dann wird genau das Gegenteil erreicht von dem was gesundheitsbewusste Eltern anstreben. Das Gesunde wird nicht positiv besetzt, sondern es wird als notwendiges Übel erduldet um Belohnung – Süßes zu erreichen. Die Verknappung des Süßen verstärkt dabei den Belohnungscharakter.

Diese Konditionierung bekommt man schwer wieder los. Wie viele Erwachsene müssen sich nach besonderen Leistungen auch besonders belohnen oder trösten und dies geschieht meist nicht mit einem Apfel…

Ich empfehle dringend die immer richtige und bewährte Goldene Essensregel zu beachten:

Eltern bestimmen wann und was gegessen wird – das Kind bestimmt wieviel!

Die Antwort auf Hunger ist Essen und die Antwort auf Sättigung ist Essen aufhören. Wenn alle Menschen diese doch so einfache Botschaft verinnerlicht hätten, gäbe es weniger essgestörte Menschen.
Wenn den Kindern dieser Welt, das Schöne, Lustvolle und Wohltuende beim Essen gezeigt wird, ohne Verpflichtung jemand anderen dadurch glücklich zu machen, könnten alle die Mahlzeiten mehr genießen und es gäbe weniger Streit um Mengen und Manieren und plötzlich gäbe es ganz viel Zeit für das, was neben dem Essen noch viel wichtiger ist, – für das Liebhaben.

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