Jetzt hat man die Kindheit hinter sich gelassen, hat versucht sich in der Pubertät von den Eltern abzugrenzen und musste mühsam herausfinden was man eigentlich selber will. Man musste sich dazu aber erst selbst besser kennen lernen. Dann haben Sie ihr Leben in die eigene Hand genommen, und immer mehr Verantwortung für sich, Ihr Handeln und Ihr Leben übernommen. Das ist erwachsen werden. Sie sind auf dem Weg ein werte-orientiertes, sinnvolles Leben zu führen, haben einen Partner gefunden, sind ein Paar geworden und erwarten das erste Kind.
Schwangerschaft und Geburt
Ob durch Geburtsvorbereitungskurse, das Miterleben in der eigenen Familie, bei Freunden, oder durch eigene Recherche zum Thema Eltern werden, die meisten stimmen sich auf ihr Baby und die neue, noch unbekannte Familienzeit ein. Sie wissen, dass es neben den wunderbaren, magischen Momenten auch anstrengend werden wird und dass Schlafmangel, Unsicherheiten und ganz neue Herausforderungen auf sie zu kommen.
Zum Glück sorgt die Natur vor. Die Hormone, welche durch Schwangerschaft, Geburt, Stillen und Körperkontakt mit dem Kind, gebildet werden, greifen erfolgreich ein, in die Gehirnschaltkreise und stärken das mütterliche/elterliche Verhalten.
Schon während der Schwangerschaft wird das Gehirn umstrukturiert und die Hormone ordnen die Prioritäten der werdenden Mutter neu. So hat die Frau schon 9 Monate Vorsprung, gegenüber dem Mann, welcher die Veränderungen an seiner Partnerin zwar wahrnehmen kann, aber nicht am eigenen Körper erlebt.
Ist der Fötus geburtsbereit sinkt der Progesteronspiegel ab und das stark ansteigende Oxytocin löst die Wehen aus. Weitere Oxytocin- und Dopaminschübe während der Geburt, sorgen für das Gelingen der Geburt, Euphorie und Durchhaltevermögen.
Dann ist endlich das Baby da und nach den ersten Glücksmomenten, kommt nach ein paar Tagen, auf leisen Sohlen der Babyblues daher, welcher wohl schon seine Berechtigung hat. Diese hormonell ausgelöste, melancholisch bis depressive Verstimmung und gesteigerte Empfindsamkeit macht die Mutter besonders sensibel und empfänglich für die Bedürfnisse des Babys. Dadurch kann die Mutter besser erspüren was ihr Baby braucht.
Wieder ist die Mutter im Vorteil, und der frischgebackene Vater empfindet diese Phase oft eher sehr anstrengend, aber mit dem Wissen darüber kann er souveräner damit umgehen.
Papa-Tipp 1: „Die Mutter im Wochenbett hat immer recht“
Wochenbett
Diese besondere Zeit, des Kennenlernens eines neuen Wesens, der Beginn und Aufbau einer lebenslang bedeutsamen Beziehung, dem sollte Zeit, Raum und Möglichkeit gegeben werden. Auch die körperliche und seelische Erholung und das Hineinfinden in die neuen Rollen brauchen Zeit und ein Verständnis darüber, gerade in unserer schnelllebigen Zeit.
Diese kostbare Zeit würde ich mir nicht nehmen lassen und es sollten alle wissen: Wochenbett ist wichtig!
Dass „die Frau im Wochenbett immer recht hat“ haben wir ja schon gelernt. Jetzt wäre es noch wichtig Mutter und Kind zu umsorgen. Und da kommen wir zu meinem
2. Papa-Tipp: Partner ist Wochenbettmanager
Auch der Vater möchte das neue Wesen kennenlernen und eine Beziehung aufbauen. Aber für dieses so wichtige Projekt braucht es auch Versorgung, Organisation, Überblick und Verwaltung des Besuchs.
Blumen, Karten, Geschenke, gute Wünsche alles willkommen, aber noch viel lieber sollte das mitgebracht werden, was sich die Mama wünscht. Vielleicht leckeres Obst, selbst gebackenen Kuchen, Wochenbettsuppe, gekochtes, notfalls gekauftes Essen, Lieblingssnacks der Mama,
Ein Wochenbettbesuch bringt Essen mit, kümmert sich und unterhält die großen Geschwister, er soll hilfreich erlebt werden. Alle anderen Besuchsformen werden auf später verschoben.
Ein gut gelebtes Wochenbett von beiden Elternteilen ist eine perfekte Voraussetzung für gutes Elternwerden und ein gutes Paargefühl.
Das Leben mit dem Neugeborenen:
Aber wie es sich dann anfühlt, seine beim Erwachsen werden mühsam erarbeitete Selbstbestimmtheit aufzugeben, mit seinem Körper, Geist und Seele rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen, für ein neues Wesen die Verantwortung zu tragen, das ist meist nur schwer vorstellbar.
Gott sei Dank, hat jeder eine intuitive, elterliche Kompetenz (Papoušek et al.) und genau das wird helfen.
Auch wenn sich Selbstzweifel einschleichen, wenn die elterlichen Bemühungen manchmal so gar nicht ankommen, das Baby schreit und in seinem Tunnel unerreichbar scheint, ist es völlig normal sich überfordert zu fühlen. Umso wichtiger ist es, wenn sich dann nicht ein Elternteil alleine gelassen fühlt, sondern beide Eltern sich gemeinsam dieser Herausforderung stellen, egal ob das Baby aufhört zu schreien oder nicht. Das Paar kümmert sich gemeinsam um das Baby, um das Schreien und gleichzeitig, um sich – als Paar. Diese Erlebnisse, gerade wenn es schwierig wird, verbinden und stärken das Paar in ihrer Elternrolle und sind ein weiterer Teil des Eltern werdens.
3. Papa-Tipp: „Du bist nicht allein!“ Dieser Satzist Balsam für die Mama- und die Baby Seele.
Elternrolle
Eltern werden heißt ich übernehme die Elternrolle, auch wenn ich noch nicht weiß, was da auf mich zu kommt, ich sage „Ja“ zu dieser Rolle und kümmere mich.
Was bedeutet aber kümmern? Dass Kümmern mehr ist als Versorgung, im Sinne von satt und sauber, das ist allen Eltern schnell klar. Aber was heißt kümmern weiter? Kümmern heißt: Den Blick von sich weg auf das Kind zu richten. Sich einzufühlen in ein Wesen, das so ganz anders tickt.
Es ist vergleichsweise einfach, sich in einen Erwachsenen ein zu fühlen. Aber im Falle des Babys handelt es sich nicht um einen kleinen Erwachsenen, sondern um ein kleines, unreifes Menschenkind mit „ganz langer Leitung“. Daher muss alles was beim Baby ankommen soll einfach, wiederholend und langsam stattfinden. „Ammensprache“ ist das, was Babys lieben, egal in welcher Kultur, auf der ganzen Welt, in jeder Sprache ist sie gleich. Ein Singsang mit Höhen und Tiefen, der Babys erreicht. Ähnlich der Wiegenlieder, welche erfunden wurden, weil Babys es lieben. Rhythmus, Höhen, Tiefen und Wiederholungen.
Das ist auch Eltern werden. Etwas zu tun, nur weil es das Baby liebt.
Viele Erwachsene haben das Singen verlernt, oder nie gelernt – auch genieren sich viele beim Singen oder beim Gebrauch der Babysprache.
Aber diese Lektion ist wichtig und wird Sie noch lange begleiten: Im Miteinander seine eigenen Befindlichkeiten zurück zu stecken, nur dafür, um sein Baby zu erreichen und feinfühlig zu beantworten.
Wenn zB Eltern dem 6 Monate alten Baby Geschichten von Astrid Lindgren vorlesen, geschieht dies nicht, weil das Baby es will, sondern weil diese wunderbaren Geschichten den Erwachsenen unterhalten und im Nebeneffekt, evt. eine beruhigende Stimmung aufkommt. Aber einer solchen Geschichte wirklich zu hören zu können, das wird noch Jahre brauchen.
Sich also auf das jeweilige Alter einstellen, auch das ist Elternwerden.
Beziehung braucht Zeit
Für alle Eltern ist es wichtig sich Zeit zu nehmen, sein Baby zu beobachten und es kennen zu lernen. In guten Momenten kleine Zwiegespräche anzubieten, sich nicht wundern, wenn das Baby noch keinen Blickkontakt, oder ein Antwortlächeln für Sie parat hält, dazu müssen noch einige Wochen vergehen und Hirnreifung stattfinden. Möglich ist es aber die elterliche Stimme zu hören, erste Gurrlaute zu produzieren und sich dabei wohlzufühlen. Immer wieder wird das Gesicht der Eltern gesucht, auch wenn es noch verschwommen ist, hat es doch eine ungeheuere Anziehungskraft. Vielleicht gelingt schon ein erster Dialog, wenn Sie diese Gurrlaute imitieren und Sie werden sich wundern, dass auch das Baby bereits Sie imitieren und die Zungenbewegungen des Vaters nach machen kann. Dies ist den Spiegelneuronen zu verdanken und eine faszinierende Entdeckung.
Es geht also auf der Wickelablage nur am Rande darum, dass die Windel gewechselt wird, hauptsächlich geht es darum sich gegenseitig kennen und lieben zu lernen und sich aufeinander einzulassen. Seine eigene Befindlichkeit hintenanstellen und sich verzaubern lassen von dem Moment der Begegnung.
4. Papa-Tipp: Jede Beziehung braucht Zeit. Das ist das größte Geschenk, das Sie Ihrer Familie machen können – sich Zeit nehmen.
Ich empfehle allen Ersteltern, sich mit Babyentwickung und Beziehungsaufbau auseinander zu setzen, sich zu informieren, bei anderen Eltern nachfragen und sich „Babywissen“ anzueignen.
5. Papa-Tipp: Es gibt sehr schöne Videos, aber auch gute Lektüre. Dies könnte man organisieren, um sich dann gemeinsam einzustimmen,
Ein wichtiger Schritt zum Eltern werden ist ein gelingender Perspektivenwechsel
also den Blick von sich weg auf das Kind zu richten.
Ich möchte Sie nochmal mitnehmen auf die Babyseite: Nichts ist mehr so wie es war! Nicht nur für die Eltern, sondern auch für das Baby.
Was sind das für Anpassungsaufgaben, die das Baby bewältigen muss? Was ist denn jetzt so anders? Na so ziemlich alles!
Im Bauch gab es aus der Sicht des Babys deutlich weniger Probleme. Auf der Erde muss man atmen, sich warm halten, Nahrung aufnehmen und wieder loswerden, die Schwerkraft ertragen, zappelnde Arme und Beine aushalten und mit allerlei Reizen und Reflexen zurechtkommen. Und nicht zuletzt dem Mysterium mit dem Wachsein und dem Schlafen auf die Spur kommen. Gefühle und Verlangen spüren, sich im Zweifel mitteilen und für sein Überleben sorgen. Das wirksamste Mittel dazu ist Schreien, das sichert sofortige Präsenz der Eltern und das ist auch gut so und von der Natur so vorgesehen.
Im Laufe der Zeit, wenn ein „fragendes“ Babys dauerhaft gut beantwortet wird, bildet sich, Urvertrauen, Vertrauen in die Eltern und die Welt.
Feinfühlige Eltern, welche sensibel auf die Bedürfnisse ihres Kindes eingehen, gewährleisten eine sichere Bindung. Die frühe Bindung ist entscheidend für das künftige Selbstbild des Kindes.
Die durch die frühe Bindung entstehenden Denk- und Gefühlsmuster begleiten das Kind lebenslang und helfen ihm mit Schwierigkeiten umzugehen und Krisen zu meistern.
Was für eine große Aufgabe? Alles Gute und viel Lust beim Eltern werden und am Eltern sein!